Kinder.

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Wir gehen auswärts frühstücken und die Bedienung platziert uns neben der Band: einem alten Mann am Flügel.

In Papas Begleitung tritt ein kleines Mädchen von vielleicht drei Jahren zaghaft-neugierig an das Instrument heran. Der Pianist dreht beiden langsam den Kopf zu und merkt offenbar, dass das Interesse ihm gilt. Dann versucht er sich, ohne in seiner Klavier-Trance nachzulassen, an einem Lächeln. Er ist nicht multitaskingfähig — es sieht ziemlich senil aus.

Pianist und Kind sind offensichtlich mit der Situation überfordert. Papa beugt sich vor: „Sie möchte Ihnen gerne ihr Pferd zeigen.“
Ich schaue dabei zu, wie sich die Botschaft „Pferd zeigen“ auf der Suche nach Sinn ihren Weg durch das Gehirn des alten Mannes bahnt, das derzeit bereits mit „Girl From Ipanema“ relativ überfordert scheint. Die Noten holpern etwas über die Klaviatur, das Lächeln lässt nach, und kommt schließlich mit der Sinn-Findung wieder, dass das Kind ein Pferd auf ihrem Pullover trägt.

Papa beugt sich vor: „Sie heißt Greta. Das Pferd hat keinen Namen.“ Diese Information macht sich nun wieder auf dem Weg durch die Windungen im Kopf des Opas, findet aber keine gute Reaktion. Das Mädchen von Ipanema strauchelt gefährlich.

Ich befürchte kurz, der alte Mann kippe gleich vom Hocker, doch stattdessen stolpert das kleine Mädchen, fällt, und kreischt los. Papa kommt und transportiert Greta ab.

Der alte Mann und das Klavier werden wieder eins, das Mädchen von Ipanema springt flink durch F-Dur. Und ich weiß nun, wie ich meinen Ruhestand verbringen möchte.

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